Bei Henri Cartier-Bresson kommt alles zusammen: Die Fotoarbeiten des renommierten französischen Fotokünstlers zeigen nahezu das gesamte 20. Jahrhundert – hat Cartier-Bresson von 1908 bis 2004 große Teile moderner Geschichte doch selbst erlebt. In seinen Werken fing er Alltagssituationen ein, machte Porträt-Aufnahmen bekannter Künstler:innen und Schrifsteller:innen, arbeitete sowohl surrealistisch als auch mit Reportagen und zeigte in seinen Fotografien dabei den Einfluss seiner politischen Prägung. Das Bucerius Kunst Forum in Hamburg widmet dem Künstler nun die erste Retrospektive in Deutschland seit 20 Jahren mit über 200 ausgestellten Schwarzweiß-Fotografien. Das Motto der Werkschau: „Watch! Watch! Watch!“
Ausstellung ab 15. Juni im Bucerius Kunst Forum
Diesem Aufruf können Besucher:innen bis zum 22. September 2024 folgen – bis dahin sind die Arbeiten Cartier-Bressons am Alten Wall 12 in der Hamburger Innenstadt zu sehen. „Henri Cartier- Bresson ist einer der wichtigsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Die Retrospektive zeigt mit besonderem Fokus, wie er bei vielen historischen Ereignissen besondere Augenblicke eingefangen hat“, kündigte die Direktorin des Bucerius Kunst Forums, Dr. Kathrin Baumstark, beim Pressegespräch zur Eröffnung der Ausstellung an.
Das Geschehen auf den Straßen der Hamburger Innenstadt unweit des Bucerius Kunst Forums könnte auch Cartier-Bresson fasziniert haben: Sein künstlerischer Ausdruck gilt als besonderer Einfluss für das, was heute „Street Photography“ genannt wird und hat Generationen von Fotograf:innen nach ihm geprägt. „Noch heute können Fotograf:innen von Cartier-Bresson lernen. Zum Beispiel, wie man auch im Feld des Dokumentarischen das Werk vor Fremdbestimmung schützt und dabei Standvermögen beweist“, so Ulrich Pohlmann, Kurator der Ausstellung.
Besonders interessierten Cartier-Bresson sozial ausgegrenzte Gruppen; dabei beeinflusste ihn maßgeblich sein Engagement in der kommunistischen Bewegung, aber auch die Kriegsgefangenschaft während des Zweiten Weltkriegs und die Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus. „Henri Cartier-Bresson war ein politisch denkender und agierender Mensch. Uns ist es wichtig, ihn als Fotografen mit Haltung zu zeigen“, fasst Kurator Pohlmann zusammen.
Der Dreifach-Aufruf „Watch! Watch! Watch!“ im Ausstellungstitel weist auch auf das dreigeteilte Arbeitsspektrum von Cartier-Bresson hin. Neben der Street Photography prägte der mit 96 Jahren verstorbene Künstler zwei weitere Fotografie-Kategorien: Porträts und Reisereportagen. Für erstere holte sich Cartier-Bresson bekannte Figuren aus den Künsten vor die Kamera, die mitunter zu seinen engen Freund:innen zählten: So waren zum Beispiel Simone de Beauvoir oder Henri Matisse Teil von Cartier-Bressons „inner Circle“. Aber auch monumentale Ereignisse der Weltgeschichte hielt der französische Fotograf fest, von Krönungen bis Kriegsende. All diese Momente und Begegnungen sind auf den 240 Schwarzweiß-Fotografien der Ausstellung im Bucerius Kunst Forum zu sehen.
Begleitend zur Ausstellung
Bis Ende September wird die Ausstellung im Bucerius Kunst Forum begleitet von spannenden Veranstaltungen: So untersucht zum Beispiel Hanjo Kesting an einem literarischen Abend das Werk der Schrifstellerin Collette, die von Henri Cartier-Bresson fotografiert wurde. Seine Arbeiten haben ein Jahrhundert des (technologischen) Fortschritts begleitet und geprägt – gehören aber genau deswegen zu jenen Kunstgattungen, die heute, in einer Gegenwart von Selfies, KI und schnellen Snapshots, ganz anders dastehen könnten. Passend dazu fragt das Team des Bucerius Kunst Forums am 17. September in der Begleitreihe „Kunst im Kontext“: Welche Zukunft hat Fotojournalismus? Die Expert:innen Miriam Zlobinski und Daniel Chatard diskutieren dazu mit Kathrin Baumstark am Alten Wall 12. Am 22. August 2024 heißt es für alle Kunstfans wieder: Eintritt frei! Das Bucerius Kunst Forum öffnet an diesem Tag seine Türen bei freiem Eintritt.
Mehr zur Ausstellung „Watch! Watch! Watch! Henri Cartier-Bresson” finden Sie hier. Mehr zum Veranstaltungsprogramm im Bucerius Kunst Forum finden Sie hier.