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Maria Martins und ihre Skulptur Ma Chanson, um 1944, © Estate Maria Martins, Foto: unbekannt, Ignez Ceglia Simoes
In Her Hands: Neue Ausstellung im Bucerius Kunst Forum präsentiert Bildhauerinnen des Surrealismus

Wer etwas über den Surrealismus erfahren möchte und sich nach seinen wichtigsten Vertreter:innen erkundigt, könnte infragestellen, inwiefern das Gendern beim Begriff „Vertreter:innen“ hier nötig ist. Denn: Wie so oft sind es vor allem männliche Künstler – wie Joan Miró, Salvador Dalí oder Marcel Duchamp –, die es in dieser Kunstgattung zu einer größeren und bis heute währenden Bekanntheit gebracht haben. Die zahlreichen innovativen weiblichen Künstlerinnen des Surrealismus sind hingegen erst in jüngster Zeit in ihrer Bedeutung erkannt und ausgestellt worden.

Das Bucerius Kunst Forum in Hamburg präsentiert nun erstmals drei originär weibliche Positionen der surrealistischen Bildhauerei in einer gemeinsamen Ausstellung. Unter dem Titel „In Her Hands. Bildhauerinnen des Surrealismus“ werden Werke von Sonja Ferlov Mancoba, Maria Martins und Isabelle Waldberg gezeigt und miteinander in Beziehung gesetzt.

Jede von ihnen prägte die surrealistische Bildsprache auf ihre Weise, mit unterschiedlichen Techniken und unterschiedlichen Materialien. Die charakteristische Formensprache der Dänin Sonja Ferlov Mancoba (1911–1984) war stark von außereuropäischer Kunst, aber auch von der Künstler:innengruppe CoBrA beeinflusst. Sie schuf semiabstrakte Wesen, Kriegerfiguren und Masken aus Ton und Gips, später auch in Bronze. Die brasilianische Bildhauerin Maria Martins (1894–19 73) verwob in ihren organisch-figuralen Objekten die Mythen Amazoniens mit der Formensprache der Moderne. Das facettenreiche Oeuvre der Schweizerin Isabelle Waldberg (1911–1990) reicht von filigranen linearen Holzstrukturen über abstrakte Bronzeskulpturen bis hin zu Collagen. „Die Ausstellung greift den künstlerischen Prozess der drei Bildhauerinnen auf und betont dabei deren Selbstermächtigung“, sagt Kathrin Baumstark, Direktorin des Bucerius Kunst Forum, über die neue Werkschau. Alle drei haben ihr künstlerisches Wirken in ,die eigene Hand‘ genommen und sich durch Themen, wie die weibliche Sexualität und deren Darstellung von den patriarchalen Strukturen innerhalb der surrealistischen Kunst gelöst.

Renate Wiehager und Katharina Neuburger, Kuratorinnen der Ausstellung: „Drei Positionen zu wählen war ideal für unser Projekt, denn sie formen eine Nachbarschaft, die das surrealistischen Netzwerk über die Kontinente abbildet. Und doch handelt es sich nicht um eine thematische Übersichtsschau, sodass die drei OEuvres auch in der Tiefe vorgestellt werden können, als eigenständige Positionen.“

Besondere Ausstellungsgestaltung schafft neues Raumerlebnis im Bucerius Kunst Forum

Der Besuch des Bucerius Kunst Forums lohnt sich nicht nur wegen der Kunst selbst, sondern auch wegen ihrer ungewöhnlichen Darstellung. Denn die Ausstellungsgestaltung ist inspiriert von der Art und Weise, wie die Künstlerinnen selbst ihre Werke zu Lebzeiten inszenierten. Die Fenster des Hauses bleiben unverbaut, sodass Tageslicht den Raum durchflutet. Statt Wänden fungieren Vorhänge als Raumtrenner. So eröffnet sich den Besucher:innen des Bucerius Kunst Forums ein ganz neues Raumerlebnis.

Durch die offenen Räume wird zudem der Dialog der Skulpturen betont. Die Ausstellung setzt erstmals die künstlerischen Anliegen und die oft unkonventionelle Formensprache der drei Bildhauerinnen in Beziehung zueinander. Zugleich rückt sie das Material in den Mittelpunkt, das für alle Drei im kreativen Prozess von großer Bedeutung war.

Vielseitiges Veranstaltungsprogramm bietet kreative Zugänge zur Kunst

Ein vielseitiges Begleitprogramm bietet die Möglichkeit, sich der Kunst der Bildhauerinnen auf ganz unterschiedliche Weise zu nähern – vom Familienworkshop Poesie und Traumobjekte, bei dem die Teilnehmenden eigene Miniaturobjekte aus Seife und Beton erschaffen, bis hin zum Orchester im Treppenhaus, das sich einzelne Kunstwerke vornimmt und musikalisch interpretiert.

Auch wir als ZEIT STIFTUNG BUCERIUS sind mit unseren erprobten Veranstaltungsformaten dabei. Die Reihe Literatur zur Lage thematisiert in der Ausgabe am 10. April die surrealistische Formsprache: NDR Kultur-Redakteur Jan Ehlert spricht mit der Autorin Dana Grigorcea darüber, wie Schriftsteller:innen über die Jahrhunderte immer wieder das Mittel des Traumes nutzten, um die Sehnsüchte oder Ängste ihrer Figuren darzustellen. Der HörSalon am 25. März greift die bestehende und zugleich zunehmende Gewalt gegen Frauen in Deutschland auf. Christina Clemm, Anwältin und Autorin, und Shila Behjat, Journalistin und Publizistin, sprechen über Hintergründe und Lösungsansätze – moderiert von Alexander Solloch.

Das vollständige Veranstaltungsprogramm ist auf der Website des Bucerius Kunst Forum zu finden. Tickets für die Veranstaltungen sowie für den Ausstellungsbesuch gibt es im Onlineshop. Die Ausstellung „In Her Hands. Bildhauerinnen des Surrealismus“ ist vom 21. Februar bis 1. Juni 2025 zu sehen.

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