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© Jonas Walzberg / ZEIT STIFTUNG BUCERIUS
Pressefreiheit geht uns alle an – So war die Hamburger Woche der Pressefreiheit 2025

Man merkte sie im Kaisersaal des Hamburger Rathauses, in den Büros des ZDF-Landesstudios, am Tisch der Haspa-Filiale oder im Gespräch in der Zentralbibliothek: Neugier und Motivation haben die dritte Hamburger Woche der Pressefreiheit geprägt. Neugier, mehr darüber zu erfahren, warum Pressefreiheit eine essenzielle Säule der Demokratie ist – und Motivation, diese zu erhalten und mitzugestalten. Spürbar waren sie unter den Veranstalter:innen der bisher größten Ausgabe unserer Aktionswoche für Pressefreiheit, aber auch unter den Teilnehmenden aller Alters- und Bevölkerungsgruppen. Oder, so formulierte es Digitalberaterin Nina Jankowicz in der Live-Sendung zum Auftakt der Aktionswoche bei NDR Info: „Pressefreiheit ist ein Mehrgenerationenprojekt“.

Und genau als ein solches Mehrgenerationenprojekt haben wir als initiierende ZEIT STIFTUNG BUCERIUS und Körber-Stiftung die Woche mit 40 Partner:innen umgesetzt: In über 60 Veranstaltungen hatten die Partnerorganisationen Angebote für alle Altersgruppen zu den Themenschwerpunkten Desinformation, Nachrichten- und Medienkompetenz vorbereitet – von Führungen und Besuchen in TV-Studios und Redaktionen über Panel-Talks, interaktive Ausstellungen, Workshops für Schulklassen, Konferenzen für junge Medienmacher:innen oder offene Gespräche mit Journalist:innen. Die Vielfalt des Angebots spiegelte sich unter den Besuchenden der Veranstaltungen wider – hier diskutierte auch mal ein 10-Jähriger mit einer Seniorin über Pressefreiheit.

Kick-off 2025: Live-Sendung und Rathausempfang mit 500 Schüler:innen starten Aktionswoche

Den Anfang der Woche aber machten die „Jungen“: Beim Senatsempfang „Raise Your Voice“ im Hamburger Rathaus waren mehr als 500 Jugendliche ab der 9. Klasse dabei – so viele junge Gäste hatte der große Festsaal noch nie gesehen. Nach einer Eröffnung von Kultur- und Mediensenator Carsten Brosda, unterstützt vom Chorprojekt „The Young Talents“, führte Moderatorin Muschda Sherzada durch ein einstündiges Programm, das nicht über junge Menschen abhandelte, sondern sie mit auf die Bühne holte. Dort erzählten jugendliche Teilnehmer:innen aus Partnerinitiativen der Aktionswoche von ihren praktischen Erfahrungen mit Journalismus und Pressefreiheit. Anschließend schilderten der Newsfluencer Fabian Grischkat und Minusch Afonso, Journalistin beim BR-Format „News-WG“, ihren persönlichen Weg in den Journalismus und beantworteten Publikumsfragen zu Faktenchecks, aber auch zu Diskriminierungserfahrungen in Redaktionen. Weiteren Raum für Austausch bot das anschließende „Meet the Media“-Format, in dem zusätzliche Partner:innen (darunter NDR Info, die Fotoagentur laif, ZDF, Salon5, #UseTheNews und das Aktionslabor „Redaktionelle Gesellschaft der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS) den jungen Gästen Rede und Antwort standen.

„Junge Menschen sind wissbegierig“, das hatte Newsfluencer und Journalist Fabian Grischkat schon beim offiziellen Auftakt der Aktionswoche, in der Live-Sendung von NDR Info, klargemacht. Auch hier waren Grischkat und Kultursenator Brosda auf dem Panel vertreten, gemeinsam mit SPIEGEL-Redakteurin Ann-Kathrin Müller und der US-Digitalberaterin Nina Jankowicz. Im Gespräch mit Tagesthemen-Anchor Ingo Zamperoni diskutierte die Runde zur Frage „Welchen Informationen können wir noch vertrauen?“. Dabei nahm die Runde auch große Themen wie Künstliche Intelligenz und die internationalen Bedrohungen der Pressefreiheit in den Blick. Dass deren Erhaltung gerade global jenes „Mehrgenerationenprojekt“ sein muss, darin war sich die Runde einig. Müller verwies darauf, dass es bei Weitem nicht nur junge Menschen seien, die Desinformationen nur schwierig erkennen, sondern gerade die Altersgruppen, die nicht mit dem Internet aufgewachsen seien.

Von Bühnenshow bis zum persönlichen Gespräch bieten 40 Partner:innen facettenreiches Programm

Über die Gefahren von Desinformationen und die Bedrohung unabhängiger Berichterstattung tauschten sich Besucher:innen der Aktionswoche auch in neuen, lokalen Formaten aus, zum Beispiel bei gemeinsamen Workshops der HASPA und der Bildungsinitiative „SpreuWeizen“, bei News-Camps von TIDE, Journalismus macht Schule, der Hamburg Media School oder bei Panel-Talks und interaktiven Diskussionen von u. a. dem Hamburger Presseclub, der Initiative „SaveSocial“, dem Verein Weltreporter, der Leuphana Universität Lüneburg und Transparency International oder der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung und der Alfred-Toepfer-Stiftung F.V.S. Diskussionen mit Expert:innen von Reporter ohne Grenzen, den Neuen Deutschen Medienmacher:innen, dem Hans-Bredow-Institut oder Netzwerk Recherche machten klar: Es ist vor allem die erklärende Funktion des Journalismus, die Leser:innen und Zuschauende vermissen und die im Umkehrschluss Skepsis gegenüber Medien hervorruft. Umso notwendiger sind persönliche Austauschformate und Diskussionen mit Medienschaffenden und Bürger:innen, um das Privileg von Pressefreiheit zu verdeutlichen und Berichterstattung einzuordnen.

Free Media Awards im Rahmen der Aktionswoche im Hamburger Rathaus verliehen

Vollendet wurde das Veranstaltungsprogramm mit eigenen Highlight-Veranstaltungen der unserer initiierenden Stiftungen. So lud die Körber-Stiftung zum Exile Media Forum ein, Deutschlands größte Konferenz für Journalist:innen im Exil. Gemeinsam mit der norwegischen Stiftung Fritt Ord haben wir als ZEIT STIFTUNG BUCERIUS am 6. November außerdem die Free Media Awards an unabhängige Journalist:innen und Redaktionen aus Osteuropa und Russland verliehen; zwei von ihnen sind derzeit inhaftiert. „Selbst die Betonmauern, die uns umgeben, können das freie Wort nicht töten“, ließ Preisträger:in Nargiz Absamalova (Aserbaidschan) bei der Verleihung in einer Botschaft aus dem Gefängnis verlesen. „Wir haben hinter Gittern in Stift und Papier die Kraft des Wortes wiedergefunden“. Den vollständigen Bericht zur Preisverleihung finden Sie hier.

Konferenz „Beyond News“ präsentiert 10 Forderungen junger Journalist:innen

Den Abschluss der Hamburger Woche der Pressefreiheit bildete die große Konferenz „Beyond News“ für junge Journalist:innen. In der Bucerius Law School kamen rund 150 Medienschaffende aus Verlagshäusern und öffentlichen rechtlichen Medien zusammen, um in Panels, Kurz-Talks und „Deep Dives“ über die Zukunft des Journalismus zu diskutieren – von Zielgruppenanalysen bis zur Vielfalt in Redaktionen und der Zukunft von KI, Big Tech und Social Media im Journalismus. Zum Ende der Konferenz wurde ein Papier aus sieben klaren Forderungen zusammengestellt, dass die teilnehmenden Journalist:innen an Entscheider:innen in ihren Häusern weitertragen.

„Kann das mal wer erklären?“ Kampagne begleitet Aktionswoche

Begleitet wurde die Aktionswoche ein weiteres Mal von einer stadtweiten Kampagne zur Aktionswoche, die wir gemeinsam mit der Agentur SocialSocial und mit Unterstützung von Ströer auf den Weg gebracht haben. Auf tausenden digitalen Ströer-Flächen im Hamburger Stadtgebiet sowie auf Social Media und analogen Werbeflächen war vor und während der Pressefreiheits-Woche die Kampagne mit Slogan „Kann das mal wer erklären? Ja!“ zu sehen. Die Visuals zeigten Motive mit fehlenden Headlines, die notwendig sind, um das gezeigte Bild in den notwendigen Kontext einzuordnen. Sie verdeutlichten, dass man merkt, wenn Pressefreiheit und unabhängige Berichterstattung fehlen.

Die Hamburger Woche der Pressefreiheit haben wir als ZEIT STIFTUNG BUCERIUS gemeinsam mit der Körber-Stiftung initiiert, der Norddeutsche Rundfunk und Ströer sind als Gründungspartner:innen mit dabei. Das weitere Netzwerk wächst seit der ersten Aktionswoche 2023 stetig – von großen Medien bis lokalen Bildungsorganisationen und engagierten Initiativen. Mehr zur Aktionswoche lesen Sie hier.

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