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Laura Müller/ ZEIT STIFTUNG BUCERIUS
Omi, der Pflege-Roboter und ein Google-Hupf

Immer mehr pflegebedürftige Menschen treffen auf immer weniger Pflegekräfte. Mehr als 360.000 zusätzliche Pflegepatient:innen sind allein im vergangenen Jahr bundesweit dazugekommen, so die aktuellen Zahlen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Dazu kommt der Fachkräftemangel gerade in dieser Branche, zudem viele ältere Menschen, die sich besonders von Einsamkeit betroffen fühlen.

Hier kann Künstliche Intelligenz eine Unterstützung sein: Mithilfe von KI und Robotik können ältere Menschen und Pflegepatient:innen wieder zu mehr Selbstständigkeit, Autonomie und Teilhabe kommen und Pflegekräfte bei einigen Arbeiten entlastet werden.

Von Wünschen und Chancen: Was macht KI mit Alter und Pflege?

Aber ist das die Pflege der Zukunft? Welche Chancen und Gefahren birgt der Einsatz von KI? Können Eltern oder Großeltern mitentscheiden, was ein Roboter kann, der sie unterstützten soll? Und welchen Einfluss hat KI auf menschliche Nähe? Was wünschen sich Senior:innen und Ethiker:innen?

Dazu diskutierten in der spannenden vierten Folge unserer KI-Reihe „Was macht KI mit…?“ vier KI- und Alters-Expert:innen im Theatersaal des Augustinums in Hamburg und im Anschluss auch mit dem Publikum. Auf dem Panel: Claude Toussaint, Gründer und CEO der navel robotics GmbH, Prof. Dr. Barbara Klein,  Dekanin des Fachbereichs Soziale Arbeit und Gesundheit und Sprecherin des Forschungszentrums FUTURE AGING an der Frankfurt University of Applied Sciences, Ria Hinken, „Frontfrau für Smart Aging“ und Leiterin des Projekts alterskompetenz.info, und Dr. Henner Gärtner, Professor für industrielle Logistik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) und Projektleiter des „Shared Guide Dog 4.0“. Der Assistenz-Rollator „Shared Guide Dog“ wurde speziell für sehbeeinträchtigte Menschen konzipiert, da er dank KI und Sensoren etwa Pfützen und Hindernisse erkennt und umfährt. Moderiert wurde der Talk von der NDR-Journalistin Kathrin Drehkopf.

 

Können Roboter empathisch sein?

Gleich zu Beginn zeigte Navel, der kleine soziale Roboter, dass KI-gesteuerte Anwendungen vielseitig unterstützen und auch eine echte Bereicherung sein können. Navel bezaubert mit Witzen, Unterhaltung und Interaktion, gar Fremdsprachen oder Literaturkenntnissen und Empathie. Gerade letztere sei für ältere Menschen besonders wichtig, kann in Einzelfällen gar Demenz- oder Depressions-Patienten wieder erreichen, erläuterte Claude Toussaint, Erfinder des Hightech-Assistenten. So hilft der KI-Mitbewohner durch das direkte Gespräch oder ein gemeinsames Spiel bei Ansprache und Aktivierung von Senior:innen – und gegen Einsamkeit. Einer seiner Lieblings-Witze: Wie nennt man einen digitalen Kuchen? Antwort: Google-Hupf. Navel wird aktuell bereits in 12 Senior:innen- und Pflegeeinrichtungen aktiv getestet. Neben Gespräch und Gesellschaft bieten KI-unterstützte Roboter vielseitige Unterstützung bei Reinigung oder Desinfektion, können Bring- und Holdienste übernehmen, Anwendungen etwa bei körperlich schwerer Umlagerung von Patient:innen helfen oder Physiotherapie abnehmen.

In einigen Fällen kann Robotik gar bewegungseingeschränkten Patient:innen Mobilität zurückgeben, erklärte Professorin Barbara Klein die vielseitigen Anwendungsgebiete. Ganz praktisches Potenzial haben Künstliche Intelligenzen wie ChatGPT z.B. auch beim selbstständigen Entwurf von Briefen, etwa zur Beantragung der Pflegestufe, wenn das Tippen schwerfällt. Schwierig werde KI hingegen, wenn sie missbraucht wird, Datenschutz- und auch Verantwortungsfragen rechtlich nicht klar definiert sind.

Mehr Schulungen für ältere Menschen

Einig waren sich alle auf dem Podium: KI kann unterstützen, aber Menschen nicht ersetzen. Es braucht einen gesellschaftlich begleitenden Prozess, auch den (kostenlosen) niedrigschwelligen Zugang für alle. Ältere müssten bei den Entwicklungen noch mehr, diverser und besser eingebunden werden, denn sie wissen am besten um die Bedürfnisse. Gerade im Hinblick auf den Umgang mit Apps und KI-Anwendungen, aber auch zur Sensibilisierung in Sachen Datenschutz und Desinformation brauche es noch mehr Schulungs-Angebote und Workshops gerade für ältere Menschen. Beispielweise E-Rezepte oder die Online-Terminvereinbarung bei Fachärzten machten digitale Kenntnisse für Menschen aller Altersgruppen auch rein praktisch unerlässlich. Genau hier setzt Ria Hinken an, die als ehemalige IT-Unternehmerin heute Digital-Workshops und Smartphone-Sprechstunden für Senior:innen initiiert und umsetzt. Ihr Credo: Die Menschen müssen KI selbst erfahren und aktiv testen.

Virtuelles Reisen und KI-Bilderrahmen im Live-Test

Genau diese Selbsterfahrung bot der anschließende „Markt der Möglichkeiten“ im Foyer des Theatersaals. Dort konnten unter anderem der Blinden-Rollator „Shared Guide Dog 4.0“ und virtuelle „Reisen“ mit den VR-Brillen des Start-Ups vJourney getestet werden. Außerdem wurde mit großer Begeisterung der KI- gestützte Bilderrahmen von BEJOY live präsentiert und getestet: Der interaktive Rahmen misst das Wohlbefinden und zeigt Austausch in der (Familien-)Gruppe und gleichzeitig geteilte Fotos und Videos.

 

Die gesamte Diskussion „Was macht KI mit Alter?“ gibt es hier:

 

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