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Plakatmotiv Pippis Papa © MARKK, Design: Rocket & Wink
Pippis Papa – interaktive Ausstellung in Hamburg beleuchtet deutsche Kolonialgeschichte

Pippa Langstrumpf ist umstritten. Die Geschichten über das starke, mutige, freche Mädchen aus der Villa Kunterbunt zählen einerseits zu den beliebtesten Werken der europäischen Kinderliteratur. Gleichzeitig sind sie ein Spiegel der kolonialistischen und rassistischen Weltbilder ihrer Entstehungszeit.

So lebt Pippis Vater Efraim auf der Insel „Taka-Tuka-Land“ und herrscht als weißer Südseekönig (die rassistische Fremdbezeichnung der Bewohner:innen wurde inzwischen ausgetauscht) über die dort lebende Bevölkerung. Kapitän Langstrumpf muss ziemlich reich sein, denn er schenkte seiner Tochter eine Schatztruhe voller Goldmünzen. Woher diese Reichtümer wohl stammen?

Carl Pettersson – ein echter „Südseekönig“?

Eine aktuelle Ausstellung im MARKK (Museum am Rothenbaum Kulturen und Künste der Welt, Hamburg) lädt nun besonders junge Besucher:innen und Familien dazu ein, sich mit der deutschen Kolonialgeschichte im Pazifik auseinanderzusetzen – und zwar auf interaktive Art, anhand der Biografie des schwedischen Plantagenbesitzers Carl Pettersson. Dessen Leben weist erstaunliche Parallelen zu den Geschichten über Pippis Papa auf.

Pettersson (1875-1937) war für die deutsche Neuguinea-Compagnie im Pazifik tätig, an der auch Hamburger Firmen beteiligt waren. Nach einem Schiffbruch ließ er sich auf den Tabar-Inseln nieder, legte Kokosplantagen an und heiratete die Häuptlingstochter Singdo. Als Singdos Vater starb, soll der Schwiegersohn, Carl Pettersson, zum König von Tabar geworden sein.

Singdo und Carl bekamen acht Kinder. Am Beispiel ihrer Lebenswege erzählt die Ausstellung die Geschichte des deutschen Kolonialismus im Pazifik – von den Erziehungsmethoden in Missionsschulen über das koloniale Plantagenwesen bis hin zu den Handelsbeziehungen zwischen den Inseln des Bismarck-Archipels und der Stadt Hamburg.

Für Kinder und Erwachsene: Interaktive Ausstellung und Veranstaltungsprogramm

Konzipiert ist die interaktive Ausstellung für Kinder ab 9 Jahren und Erwachsene. Der farbenfrohe Vogel Manu begleitet die Besucher:innen mit Zwischenfragen und Kommentaren, die zum Nachdenken anregen.

Auch aktuelle und wiederkehrende Debatten über koloniale Weltbilder in Kinderbüchern werden aufgegriffen, sowohl in der Ausstellung selbst als auch im Begleitprogramm. Am 6. Oktober sprechen Silke Burmester und Alisha Heinemann über Pippi als Ikone des weißen Feminismus. Und in der Debattenperformance mit DA¡ BE¡T KLUP! am 28. November geht es um nichts weniger als die Frage: Sollte Pippi das Gold zurückgeben?

Weitere Informationen zur Ausstellung „Pippis Papa und eine wirklich wahre Geschichte aus dem Pazifik“ sowie zum Begleitprogramm sind auf der Website des MARKK zu finden.

Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS fördert die Ausstellung gemeinsam mit der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg, der Hubertus Wald Stiftung, der Hapag-Lloyd Stiftung und der Claussen-Simon-Stiftung.

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