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© ZEIT STIFTUNG BUCERIUS / Ulrich Perrey
Mit Moorvernässung vorangehen: Stiftungen unterstützen Naturschutz auf DBU-Naturerbefläche

Peenemünde auf Usedom: Hier sollen 19 sogenannte Kippwehre und sechs Grabenplompen in den Peenewiesen den Klimaschutz unterstützen. Kippwehre sind große Konstruktionen aus Stahlplatten mit kippbaren Öffnungen, mit denen der Ab- und Zufluss von Wasser reguliert werden kann. Sie sollen in den knapp über 300 Hektar großen Peenewiesen dabei helfen, den Grundwasserstand so anzupassen, dass der bislang entwässerte Torfboden weniger Klimagase freisetzt und sich wieder intakte „Feuchtwiesen“ und sogenannter „Bruchwald“ entwickeln. Mit der Wiedervernässung des ehemaligen Überflutungsmoores der Peenewiesen kann der Torfboden künftig wieder Kohlenstoff im Boden speichern, den Ausstoß von Klimagasen verringern und das selten gewordene Ökosystem schützen. Denn intakte Ökosysteme sind natürliche Klimaschützer.

Diese Naturschutzmaßnahme setzen wir als ZEIT STIFTUNG BUCERIUS gemeinsam mit der Joachim Herz Stiftung und dem DBU Naturerbe, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), um. Und das langfristig und nachhaltig: Über die nächsten 25 Jahre unterstützen wir als Stiftungen die Renaturierung der ehemaligen Moorflächen finanziell. Mit der freiwilligen Kompensationsleistung wollen wir den eigenen Co2-Abdruck der gesamten Bucerius-Familie um die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, das Bucerius Kunst Forum und die Bucerius Law School nachhaltig ausgleichen.

Moorschutz ist Klimaschutz

„Moorschutz ist Klimaschutz – diese Erkenntnis hat sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr durchgesetzt. Als ZEIT STIFTUNG BUCERIUS wollen wir auch hier vorangehen und uns für Nachhaltigkeit einbringen“, betont unser Verwaltungs- und Finanzvorstand Achim Lange, der die Wehrsetzung im Moor begleitet hat.

Gemeinsam mit Projektplaner Dr. Axel Precker, Frank Messing, Geschäftsführer der Firma VVL-Landschaftspflege, Revierleiter Uwe Wobser vom Bundesforstbetrieb Vorpommern-Strelitz, Dr. Uwe Fuellhaas, Gewässer- und Feuchtgebietsmanager im DBU Naturerbe, und Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, war Achim Lange vor Ort in Peenemünde und hat die aktuelle Maßnahmenumsetzung und den Fortschritt der Wiedervernässung zusammen mit Michael Dittrich, stellvertretender Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und Prokurist der DBU Naturerbe, und Ulrich Müller, Vorstandsmitglied der Joachim Herz Stiftung, begutachtet.

Schlüssel und Kurbel erlauben Steuerung des Wasserstands
Wie die Stauwehre genau arbeiten werden, erklärt Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe: „Bis in den Frühling hinein sollen die Böden und die entsprechenden Lebensräume davon profitieren, dass möglichst kein Wasser durch die Gräben abfließt.“ Bevor die Peenewiesen durch ein Schöpfwerk, eine große Anzahl von Entwässerungsgräben und den Bau eines Deichs intensiver landwirtschaftlich nutzbar gemacht wurden, überflutete regelmäßig der Peenestrom das Gebiet. Mit Hilfe eines Schlüssels und einer Kurbel kann man die Klappen in den Stahlwehren bei Bedarf öffnen.
Susanne Belting: „Im Sommer wollen wir, dass unsere Pächter das wiedervernässte Grünland befahren und mähen können.“ Falls notwendig, würden dann die Kippwehre geöffnet, damit Wasser in die Hauptgräben abfließen kann. Die Entwässerung der anliegenden Gemeinden werde dabei nicht berührt. Nach der Bewirtschaftung wird mit dem Wasserrückhalt in der Fläche umgehend wieder begonnen.

Veränderungen brauchen Zeit

Etwa sieben Prozent der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland entweichen aus trockengelegten Torfböden. Rund 95 Prozent dieser Lebensräume sind entwässert, was folglich zur Freisetzung von klimaschädlichen Gasen anheizt, weiß Michael Dittrich von der DBU. Intakte Ökosysteme seien hingegen natürliche Klimaschützer. Wälder und Auen, Grünland und gut wasserversorgte wachsende Moore binden große Mengen Kohlenstoff und speichern diesen langfristig. Daher spielen Torfböden als Kohlenstoffsenken eine wichtige Rolle beim Klimaschutz.

„Indem wir in den Erhalt und die Wiederherstellung seltener Lebensräume investieren, tragen wir auch dazu bei, unsere ökologische Lebensgrundlage zu schützen. Wir sind uns unserer Verantwortung für den Klimaschutz bewusst und möchten so die langfristige und vollständige CO2-Kompensation unseres Geschäftsbetriebes erreichen“, sagt auch Ulrich Müller, Vorstandsmitglied der Joachim Herz Stiftung.

Die Veränderungen werden nicht von heute auf morgen sichtbar. Denn Lebensräume regenerieren sich nur langsam. Biologe Dr. Uwe Fuellhaas erwartet, „dass sich vergleichsweise schnell die Zahl an Libellen und Amphibien in den angestauten Gräben, sowie insbesondere Feuchtigkeit liebenden Wirbellose im wiedervernässten Feuchtgrünland verbessert.“ Wenn in den nächsten Jahren auf größerer Fläche beispielsweise wieder Pflanzen wie Seggen wachsen, die Kuckuckslichtnelke pink oder die Sumpfdotterblume gelb blüht, dann zeigten diese Gewächse an, dass hier wieder Feuchtwiesen entstehen.

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