Die neue Ausstellung in der Bucerius Law School in Hamburg wurde am Freitagnachmittag, 10. November 2023, mit einer bewegenden Feier eröffnet. Die Kooperations-Schau „Sammlung Falckenberg zu Gast…“ zeigt ein Jahr lang herausragende Kunst der international ausgezeichneten Sammlung des Hamburger Kunstsammlers und Mäzens Harald Falckenberg im Foyer der Bibliothek der Law School. Den Anfang machen weltbekannte Werke des britischen Fotokünstlers Martin Parr. Gefördert wird das Projekt von der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS.
Der Kunstsammler und Jurist Harald Falckenberg war am 6. November 2023 im Alter von 80 Jahren verstorben. So stand die Ausstellungseröffnung vier Tage später im Gedenken an den herausragenden Mäzen und Sammler, der sich ein Stattfinden der Eröffnung gewünscht hätte. Dies betonte auch seine Frau Larissa Falckenberg, die an der Eröffnung teilnahm.
Weitere Gäst:innen waren neben den Projekt-Verantwortlichen der Bucerius Law School u.a. der Vorstandsvorsitzende der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, Professor Manuel J. Hartung, der Intendant der Deichtorhallen, Dirk Luckow, Milan Ther, Direktor des Hamburger Kunstvereins, Katrin Baumstark, Direktorin des Bucerius Kunst Forum, und Ulrike Pluschke, Geschäftsführerin der Stiftung Denkmalpflege Hamburg.
Die Schau ist Teil eines besonderen Kooperationsprojekts der Deichtorhallen Hamburg, die seit 2010 die künstlerische und organisatorische Leitung der Sammlung Falckenberg übernommen haben. Ziel des Projekts ist es, unter dem Titel „Sammlung Falckenberg zu Gast…“ Kunst der Sammlung in die Stadt zu bringen und an öffentlichen Orten frei zugänglich zu machen – zum Start in der Bucerius Law School. Als Rahmenprogramm sind Vermittlungsangebote und Veranstaltungen wie Führungen und Vorträge zum Spannungsfeld von Kunst und Recht geplant. Die Bucerius Law School steht als Ort für kritische Auseinandersetzung und erhofft sich durch die gezeigten Kunstwerke Impulse und Inspiration nicht nur für die Studierenden, sondern für alle interessierten Besucher:innen des Campus an der Jungiusstraße in Hamburg.
Hochschulen als Orte der Kunst
„Hochschulen sollen auch Orte der Kunst sein", betonte Professor Manuel J. Hartung, Vorstandsvorsitzender der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS. „In anderen Ländern ist das viel verbreiteter als in Deutschland: In Stanford stehen Rodins, in St. Gallen ein Giacometti; an der Bucerius Law School wird nun regelmäßig Kunst aus der Sammlung Falckenberg gezeigt – und damit auch an den großen Mäzen und Kunstsammler Harald Falckenberg erinnert. ‚Kunst ist all das, was der Alltag nicht ist‘, sagte Harald Falckenberg einmal. Im Alltag der Studierenden und Lehrenden sowie der Besucherinnen und Besucher des Bucerius-Campus spielt nun Kunst eine Rolle – und lässt sich das Überalltägliche vorstellen und über den Alltag hinaus denken. Ich freue mich sehr über die Zusammenarbeit mit den Deichtorhallen und der Sammlung Falckenberg.“
Dirk Luckow, Intendant der Deichtorhallen Hamburg, sagte in seiner Rede: „Was mich an ihm [Harald Falckenberg] immer sehr beeindruckt hat, ist sein Blick für die Qualität von Kunst und dass er eben auch unbequeme, gesellschaftliche Realität gespiegelt in der Kunst immer wahrgenommen hat.“ Falckenberg habe daraus einen Begriff abgeleitet: „zivilen Ungehorsam“, der ihn auch als Sammler bei der Auswahl der Werke ausgezeichnet habe. Er habe damit Konventionen widersprochen und Welten eröffnet. Es sei den Deichtorhallen ein Anliegen, gerade das mit dem Dauerleihgaben-Projekt „an die weitere Öffentlichkeit zu bringen und sehr gerne eben an jüngere Menschen.“
„Common Sense“ von Martin Parr
Den Auftakt der Ausstellungsreihe macht ab 11. November 2023 die weltberühmte Foto-Serie „Common Sense“ von Martin Parr, in der er sich intensiv mit der Globalisierung beschäftigt und die mintunter bizarren Auswüchse des Markenwahns und der Konsumgesellschaft der 90er Jahre dokumentiert. Der 1952 in Epsom, Surrey, geborene Parr ist einer wichtigsten zeitgenössischen Fotografen Großbritanniens. In seinen Dokumentarfotos zeigt er Alltagssituationen und beleuchtet die gezeigten Personen und Gesellschaften sowohl humoristisch als auch kritisch, indem er ihre Schwächen und Eigenarten abbildet. "Ich liebe es, ein Klischee zu finden und es völlig zu übertreiben. Es so darzustellen, dass es fast unglaublich wirkt.“ Seine Werke, hier farbige Laserkopien, sind unter anderem Teil der Tate Britain Sammlung in der Tate Gallery.
Die Sammlung Falckenberg
Die Sammlung Falckenberg umfasst insgesamt mehr als 2.400 Werke von 500 Künstler:innen und zählt weltweit zu einer der bedeutendsten Privatsammlungen zeitgenössischer Kunst. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Kunst der Counter Culture, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Aufstand gegen die Eliten und das Kunstestablishment insbesondere in den USA und Deutschland entstanden ist. Die Sammlung ist international mehrfach ausgezeichnet und von dem einflussreichen New Yorker Magazin ARTnews unter die besten 200 Sammlungen der Welt gewählt worden. 2016 wurde Harald Falckenberg zudem von ArtNet auf Platz 27 der „World´s Top 100 Collectors“ gewählt. Die Sammlung setzt Akzente auf Anders-Denker:innen und Außenseiter:innen des Kunstbetriebs, die mit subversiven, oft ironischen Betrachtungsweisen die traditionellen Vorstellungen von Repräsentationskunst unterlaufen.
Nach Jahren freundschaftlicher Verbundenheit zwischen den Deichtorhallen und Harald Falckenberg wurde im Oktober 2010 ein Kooperationsvertrag zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und Harald Falckenberg geschlossen. Seitdem steht die Sammlung, einschließlich der Ausstellungsräume in Harburg, den Deichtorhallen als Dauerleihgabe zur Verfügung.
Die Ausstellung Common Sense ist ab dem 11. November 2023 werktags von 10 bis 18 Uhr frei zugänglich im Foyer der Bibliothek in der Bucerius Law School zu sehen. Kostenfrei. Adresse: Jungiusstraße 6, 20355 Hamburg.