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© Behörde für Kultur und Medien Hamburg
Recap der 1. Hamburger Woche der Pressefreiheit

Was bedeutet Pressefreiheit? Freier Journalismus und unabhängige Berichterstattung sind essentiell, manchmal sogar überlebenswichtig – das hat die 1. Hamburger Woche der Pressefreiheit aufgezeigt. Die Aktionswoche verdeutlichte aber auch, dass es auf die Eingangsfrage keine allgemeingültige Antwort geben kann. Vom 11. bis 16. September 2023 wurden in Veranstaltungen, Ausstellungen, Diskussionen, Keynotes, digitale Kampagnen und Workshops die vielen Facetten von Pressefreiheit hervorgehoben und sie unterschiedlichsten Menschengruppen nähergebracht. Initiiert von der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS gemeinsam mit der Körber-Stiftung und unterstützt von mehr als 20 starken Partner:innen hat die Aktionswoche damit das Bewusstsein für Pressefreiheit zugleich gestärkt und ausgebaut. „Für die Stiftung stehen die Verteidigung von Pressefreiheit und die Förderung von unabhängigem Journalismus in der Tradition ihrer Stifter immer stärker im Fokus“, sagte Prof. Manuel J. Hartung, Vorstandsvorsitzender der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, über die Aktionswoche. „Daran knüpfen wir mit der 1. Hamburger Woche der Pressefreiheit an und setzen gemeinsam mit einem breiten Bündnis von Unterstützer:innen ein Zeichen für freie Medien und gegen die Aushöhlung von Pressefreiheit, wie wir sie in Diktaturen und autoritären Regimen weltweit erleben. Demokratie braucht Pressefreiheit.“

Auftakt der Woche mit Nobelpreisträger

Zur Aktionswoche waren prägende internationale Stimmen der Pressefreiheit in Hamburg zu Gast. Besonders der Besuch des Friedensnobelpreisträgers und Gründers der russischen Zeitung „Novaya Gazeta“, Dmitry Muratov, wurde gespannt erwartet. Muratov war für den Start der 1. Hamburger Woche der Pressefreiheit angereist und sprach bei den Auftakt-Events der Aktionswoche: einer Live-Sendung von NDR Info in Radio und TV sowie beim Senatsempfang im Hamburger Rathaus. Zu beiden Gelegenheiten hob Muratov den Einsatz Michail Gorbatschows für die Pressefreiheit hervor, aber auch aktuelle Schicksale junger Künstler:innen und Journalist:innen in Russland, wie etwa das der überfallenen Elena Milashina oder des US-Journalisten Evan Gershkovich, der in Moskau inhaftiert ist. Auch Muratov selbst und Mitglieder der Redaktion von „Novaya Gazeta“ sind bedroht, wurden bereits Opfer von Anschlägen – entsprechend vorsichtig und eingeschränkt äußerte sich Muratov auch in Deutschland. Am Ende seiner Worte gab sich der Journalist und Autor jedoch unerschrocken – und endete mit dem doppeldeutigen, hoffnungsvollen Satz: „Das werden wir noch sehen“.

Exiljournalist:innen geben Einblick in internationale Bedrohungen von Mensch und Medien

Weitere Einblicke in die wichtige und wertvolle Arbeit von (Exil-) Journalist:innen und Korrespondent:innen gaben der türkische Exiljournalist Can Dündar und die Teilnehmer:innen der deutschlandweit größten Fachkonferenz für Exiljournalist:innen, dem Exile Media Forum der Körber-Stiftung. Hier standen in diesem Jahr die Lage in Afghanistan sowie Entwicklungen im Exiljournalismus aus Russland, Belarus und dem Iran im Zentrum. Die China-Korrespondentin der ZEIT, Xifan Yang, hob beim Senatsempfang im Hamburger Rathaus die Bedeutung von Pressefreiheit im internationalen Kontext hervor. Inwiefern westliche Nationen eine Mitverantwortung für globale Pressefreiheit haben, machten besonders die Preisträger:innen der Free Media Awards 2023, ausgezeichnet von der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS und der norwegischen Stiftung Fritt Ord, deutlich – in ihren bewegenden Reden und Plädoyers sprachen die Ukrainerin Sevgil Musaieva und Yuriy Nikolov sowie die Chef:innen der Redaktionen von Reform.by, OC Media und Istories offen über die Bedrohungen, Gräueltaten und harten Schicksale von Journalist:innen in Osteuropa und Russland – und wie sie selbst weiterhin für unabhängige Berichterstattung kämpfen.

Wo steht die Pressefreiheit in Deutschland?

Pressefreiheit hat ebenso Bedeutung für die Demokratie in Deutschland. Auch hierzulande ist Pressefreiheit bedroht – das veranschaulicht unter anderem der Abstieg Deutschlands um fünf Plätze im internationalen Ranking der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen. In der einstündigen Auftakt-Live-Sendung des NDR thematisierten unter anderem NDR-Info-Programmchefin Katja Marx, Michael Rediske, Vorstandssprecher bei Reporter ohne Grenzen, und Jan Hollitzer, Chefredakteur der Thüringer Allgemeinen, eines der Probleme, das zu den größten Herausforderungen für Pressefreiheit in Deutschland gehört: die „Vertrauenskrise“. Hier scheint die Medienskepsis eines Teils der Bevölkerung zu steigen und das Vertrauen in Journalismus zu sinken. Der Schlüssel dazu ist laut Marx und Hollitzer, „einen guten Job zu machen“ – mit facettenreicher Berichterstattung, die Demokratie und einen freien Geist nicht als selbstverständlich nimmt.

Nicht zuletzt ist die Pressefreiheit auch in weiteren strukturellen Bereichen gefährdet. Wirtschaftlichkeit und dementsprechend menschliche Ressourcen spielen hier eine essentielle Rolle, im In- wie Ausland. „[Der] Mangel an Förderungen führt zum Abbau von Redaktionen und talentierte Menschen verlassen den Beruf“, benennt es der belarusische Free-Media-Award-Gewinner Fyodar Pauluchenka in seiner Dankesrede. „Ich schaue mir unsere Redaktion und frage mich, ob wir in ein paar Jahren noch da sein werden“. Er schließt an: „Ich bin davon überzeugt, dass unabhängige Medien wie das Immunsystem einer zivilen Nation sind.“

Über 20 Partner:innen kämpfen für die Pressefreiheit

Wie wichtig dieses Immunsystem für jede:n Einzelnen ist, haben vor allem die über 20 Partner:innen der Aktionswoche hervorgehoben. Das Multimedia-Haus Ströer brachte die begleitende Digital-Kampagne mit Infografiken und Newstickern auf tausende Screens im gesamten Hamburger Stadtgebiet, vom Supermarkt bis zum Hauptbahnhof. Die Jugendredaktion von Salon5 begleitete auf ihren Social-Media-Kanälen und in Offline-Veranstaltungen im Altonaer Museum besonders junge Menschen durch das Thema Pressefreiheit. Im selben Museum fand auch der Fotojournalismus als essentieller Teil der Pressefreiheit seinen Platz – noch bis zum 9. Oktober ist hier die Ausstellung zum diesjährigen „World Press Photo Award“ zu sehen.

Wie Menschen in Hamburg über die Zukunft von Medien denken und was sie sich von Journalist:innen wünschen, diskutierte das Publikum in Panels und interaktiven Veranstaltungsformaten mit den RiffReportern in der Hamburger Universitätsbibliothek, ebenso zu Angriffen auf Journalist:innen mit Netzwerke Recherche und den Neuen Deutschen Medienmacher:innen in den Hamburger Bücherhallen. Beim Reporter-Slam kamen zum Abschluss der Aktionswoche die Kunst des Poetry-Slams mit Berichten zur Pressefreiheit zusammen. Auch rein digitale Formate thematisierten die Aktionswoche und ihre Bedeutung für alle Zielgruppen – so zum Beispiel eine eigene Sendung des Hamburger Bürger:innnenenders und Ausbildungkanals TIDE oder die Fotoagentur laif auf Social Media. 

Freiheit für die Wahrheit – heute und morgen

Die gesamte Aktionswoche stand unter dem Motto „Freiheit für die Wahrheit“. Warum diese Forderung auch in den kommenden Tagen, Monaten und Jahren nicht an Bedeutung verlieren wird, beschrieb die ukrainische Journalistin Sevgil Musaieva deutlich in ihrer Dankesrede der Free Media Awards Verleihung am Donnerstag: „Die Wahrheit ist hart zu hören. Die Wahrheit ist selten offensichtlich, die Wahrheit ist selten einfach. Die Wahrheit kann beschönigt/verschleiert werden. Die Wahrheit ist schwer anzunehmen. Die Wahrheit ist es wert, verteidigt zu werden“, so die Chefredakteurin der Ukrainska Pravda. Und: „Die Wahrheit ist jetzt wichtiger denn je. Darum werden wir weiterhin die Wahrheit sagen. Egal, wie hart sie für uns sein wird.“

Weitere Informationen zur Aktionswoche finden Sie auf der zentralen Webseite der Aktionswoche.

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